11.05.2023

Die vier Evolutionsstufen von Sprint Reviews – Stufe 4

In unserer Arbeit mit vielen verschiedenen Scrum Teams haben wir einigen Reviews zum Sprintende beiwohnen dürfen. Dabei haben sich in unserer Wahrnehmung vier verschiedene Evolutionsstufen herauskristallisiert in die man die Veranstaltungen gut einteilen kann.

In unserer Arbeit mit vielen verschiedenen Scrum Teams haben wir einigen Reviews zum Sprintende beiwohnen dürfen. Dabei haben sich in unserer Wahrnehmung vier verschiedene Evolutionsstufen herauskristallisiert in die man die Veranstaltungen gut einteilen kann.

In diesem Beitrag der Serie aus unserem Themenbereich Agile Methoden möchten wir die letzte der vier Stufen vorstellen – es geht um das kontinuierliche einsammeln von Feedback auch während des Sprints. Die bisherigen Beiträge findet du hier:

In diesem Beitrag der Serie aus unserem Themenbereich Agile Methoden möchten wir die letzte der vier Stufen vorstellen – es geht um das kontinuierliche einsammeln von Feedback auch während des Sprints. Die bisherigen Beiträge findet du hier:

Stufe 4: Kontinuierliche Innovation oder "Daten statt Bauchgefühl"

In unserer Arbeit mit vielen verschiedenen Scrum Teams haben wir einigen Reviews zum Sprintende beiwohnen dürfen. Dabei haben sich in unserer Wahrnehmung vier verschiedene Evolutionsstufen herauskristallisiert in die man die Veranstaltungen gut einteilen kann.

Wie sieht das aus?

Die Reviews gemäß der Stufen 1-3 helfen dem Team dabei, während des Sprint Reviews Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie gut das entwickelte Produktinkrement die Bedürfnisse der Auftraggeber:innen und Nutzer:innen erfüllt. Doch idealerweise sollten Erkenntnisse nicht nur über Feedback während des Sprint Reviews gesammelt werden, sondern kontinuierlich entlang des kompletten Entwicklungsprozesses hinweg:

  • beim Befüllen des Backlogs mit neuen Anforderungen,
  • beim Backlog Refinement,
  • während der Implementierung,
  • beim Testen,
  • im laufenden Betrieb.

Einige nützliche Methoden möchten wir hier kurz vorstellen.

Bei der Durchführung von Usability Tests führt ein:e Interviewer:in einzelne Nutzer:innen mittels Anweisungen durch die zu testenden Funktionen des Produktes. So können Probleme identifiziert werden und das Verhalten der Nutzer:innen besser verstanden werden. Durch zuvor definierte Fragen wird gezielt zu bestimmten Themen Feedback gesammelt.

In Fokusgruppen gewinnt man in einer offenen und vertrauensvollen Atmosphäre individuelle Eindrücke. Dabei handelt es sich um moderierte Gruppendiskussionen mit 5-10 Teilnehmer:innen, die sich an einem vorbereiteten Leitfaden mit offenen Fragen orientieren. Sie haben durch die Gruppendynamik einen inspirierenden Charakter und führen häufig zu kreativen Ideen.

Etwas aufwändiger ist A/B- bzw. multivariates Testing. Dabei werden Benutzer:innen zufällig zwei (A/B) oder mehr Versionen (multivariat) eines Dialogs angezeigt um anhand statistischer Daten Erkenntnisse darüber zu gewinnen, welche Variante am besten funktioniert. Diese Methoden sind z.B. überall da besonders effektiv, wo es auf eine hohe Konversionsrate ankommt (z.B. im E-Commerce).

Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten Erkenntnisse zu gewinnen. Um den Rahmen dieses Beitrag nicht zu sprengen möchten wir einige weitere nur erwähnen:

  • Durchführung von Umfragen mit Fragebögen
  • Beobachten von Nutzer:innen bei der täglichen Arbeit
  • Führen von Interviews, ggf. mit Hilfe von Visualisierungstechniken (z.B. Wireframes/Mockups)
  • Offene Sprechstunden
  • Nutzungstagebücher
  • Feedback-Button im produktiven System
  • Feedback-Portal mit der Möglichkeit, über Vorschläge abstimmen und diskutieren zu können
  • Einrichtung eines Kanals in MS Teams (bei internen Systemen mit wenigen Nutzer:innen)
  • Auswertung von Nutzungsdaten und -statistiken

Wer ist typischerweise anwesend?

Stufe 4 beschreibt ein ganzheitliches Vorgehen, das sowohl hilft, zukünftige Features auszusuchen, Feature-Varianten zu vergleichen, als auch bestehende Features in ihrer Verwendung zu überprüfen. Je nach angewendeter Maßnahme sind daher verschiedene Menschen aus dem Entwicklungsteam als auch potenzielle sowie aktuelle Nutzer:innen involviert.

Wann nutzen?

Je nach Maßnahme macht der Einsatz der beschriebenen Methoden punktuell, fortlaufend oder wiederkehrend Sinn. Die Herausforderung liegt darin die Methoden als Investition in die Produktentwicklung zu betrachten und dann so auszuwählen, dass der Erkenntnisgewinn zum Aufwand passt.

Was würden die Erfinder von Scrum - Jeff Sutherland und Ken Schwaber - sagen?

Jeff und Ken würden es sicher sehr begrüßen, wenn auch abseits der Sprint Reviews Feedback gesammelt wird. Die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit Kund:innen spiegelt sich auch im Agilen Manifest wieder – warum sollte sich das also nur auf die Sprint Reviews beschränken?

Minifazit

Kontinuierliche Feedbackmaßnahmen während eines Sprints ersetzen das eigentliche Sprint Review nicht, sind aber eine sinnvolle Ergänzung um auch abseits der Reviews früh Einblicke in die Bedürfnisse und Probleme der Nutzer:innen zu erhalten.

Auf zu Stufe 5

Mit Stufe 4 endet auch diese Artikelserie. Abschließend wollen wir anmerken, dass die vier Stufen nicht überschneidungsfrei sind und Stufe 2 bis 4 je nach Ausgangspunkt alle ihre Daseinsberechtigung haben. Wie für Sprint Retrospektiven gilt auch hier: Abwechslung hält die Motivation der Teilnehmer:innen hoch! Auf welcher Stufe befindet ihr euch gerade? Vielleicht habt ihr auch eine Idee, wie eine fünfte Stufe aussehen könnte?

 

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Autor:Innen

Dr. Kay Hildebrand

Dr. Kay Hildebrand hat viele Jahre Erfahrungen mit Agilität und Führung gesammelt. Seine aktuellen Schwerpunkte liegen im Bereich Innovationsmanagement, Strategieprozesse und New Work.

Gero Zimmer

Gero Zimmer ist Berater für Agilität und Prozessautomatisierung. Er begleitet Teams bei agilen Veränderungsprozessen und unterstützt Kunden als Integrationsarchitekt bei der Digitalisierung von Prozessen.

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