28.04.2023
Gemeinschaftlich Organisationen gestalten mit Soziokratie
In Organisationen werden Entscheidungen oft ohne Beteiligung der Mitarbeitenden getroffen. Dies kann vielfältige Gründe haben, wie beispielsweise zähe Entscheidungsprozesse oder mangelnde Verantwortungsübernahme in der Umsetzung, mit einer Reihe von Konsequenzen.
Soziokratie ist eine Managementmethode zur Förderung von Selbstorganisation und Gleichberechtigung in Organisationen. Lernen Sie die Basiselemente kennen.
Soziokratie ist eine Managementmethode zur Förderung von Selbstorganisation und Gleichberechtigung in Organisationen. Lernen Sie die Basiselemente kennen.
Herausforderungen in Organisationen
Fehlende Beteiligung der Mitarbeitenden wirkt sich auf die Akzeptanz der Entscheidungen aus und somit auch auf die Motivation für deren Umsetzung. Dabei wünschen sich Führungskräfte oft, dass Mitarbeitende mehr Verantwortung übernehmen und ihre Kompetenzen in der Umsetzung voll ausspielen. Entscheidungen ohne Einbezug unterschiedlicher Perspektiven sind weniger wirkungsvoll und müssen nachgebessert oder revidiert werden und manchmal kommt es sogar zu gar keiner Umsetzung. Die Soziokratie verspricht hier Abhilfe.
Herkunft der Soziokratie
Soziokratie bedeutet übersetzt soviel wie „Herrschaft der Verbündeten“. Heute versteht man unter der Soziokratie eine Managementmethode zur Förderung von Selbstorganisation und Gleichberechtigung in Unternehmen und Organisationen. Die Ideen der Soziokratie gehen auf den Sozialwissenschaftler Kees Boeke zurück. Boeke war Mitglied der religiösen Gemeinschaft der Quäker, bei denen das Prinzip der Gleichwertigkeit aller Mitglieder gilt. Unzufrieden mit der Entscheidungsfindung in anderen gesellschaftlichen Organisationen, gründete Boeker eine Schule, auf die er dieses Prinzip übertrug. Sein Ziel: eine Schule, in der die Interessen aller Beteiligten Gehör finden. Ein Schüler dieser Schule, Gerard Endenburg, entwickelte Boekes Ideen in den 70er Jahren weiter zu einer Managementmethode und wendete diese erfolgreich im Produktionsunternehmen seiner Eltern an. So hat die Soziokratische Kreismethode (SKM) Einzug in gemeinschaftlich orientierte Unternehmensorganisationen erhalten und sorgt vielerorts für eine motivierte, kooperative und produktive Kultur.
Gelebte Soziokratie verspricht, dass alle Mitarbeiter:innen gerne Verantwortung für die gemeinschaftliche Verwirklichung der Unternehmensziele übernehmen. Entscheidungen sollen (im Gegensatz zu vielen Top-Down-Ansätzen) von den unterschiedlichen Perspektiven und Kompetenzen der Mitarbeiter:innen profitieren und ohne Widerstände schneller und nachhaltiger umgesetzt werden. So können sich alle sinnvoll einbringen, ohne dass die Organisation in basisdemokratische Strukturen verfällt. Auf der Website des Verbands deutschsprachiger Soziokratiezentren erhältst du weitere Einblicke in die Anwendung.
Die vier Basiselemente der Soziokratie
Nachfolgend möchten wir einen Überblick über die vier Basisprinzipien der Soziokratie geben, das sind:
Gut genug für jetzt, sicher genug zum Ausprobieren
Entscheidungsfindung im Konsent
Die Entscheidungsfindung im Konsent (nicht zu verwechseln mit Konsens!) ist ein strukturierter Prozess, durch den gleichberechtigt Entscheidungen getroffen werden können. Die Idee dahinter ist, dass eine Entscheidung nur durch die Abwesenheit schwerwiegender, begründeter Einwände zustande kommt. Dadurch wird nicht nach der perfekten Lösung gesucht, sondern nach der momentan sinnvollsten. Damit grenzt sich das Entscheidungsverfahren zu anderen ab:
- autokratische Entscheidungen sind die Entscheidungen einzelner Personen
- mehrheitsdemokratische Entscheidungen kommen dadurch zustande, dass eine Mehrheit für einen Vorschlag stimmt
- Konsensentscheidungen erfordern die Zustimmung aller Beteiligten
Mehr Details erfährst Du in unserem Blogbeitrag „Soziokratie Basisprinzipien: Entscheidungen im Konsent“.
Kreisstruktur
In soziokratischen Organisationen sieht die Kreisstruktur vor, dass Menschen in einer Organisation in sogenannten Kreisen organisiert sind. Ein Kreis hat ein gemeinsames Ziel und eine Domäne (= Thema oder Verantwortungsbereich) und trifft Entscheidungen innerhalb der eigenen Grenzen autonom. Kreisübergreifende Entscheidungen werden in einem übergeordneten Kreis getroffen.
Mehr dazu erfährst Du in unserem Blogbeitrag „Soziokratie Basisprinzipien: Kreisstruktur“.
Doppelte Kopplung
Die doppelte Kopplung dient der Verknpüfung von zwei Kreisen. Dafür sind zwei Personen nötig: eine übernimmt die Kreisleitung, die andere die Rolle des:der Delegierte:n. Die Kreisleitung wird vom übergeordneten Kreis vorgegeben und vertritt somit die unternehmerischen Interessen. Delegierte werden innerhalb eines Kreises gewählt und vertreten die Interessen ihrer Kolleg:innen nach obenhin. Auf diese weise sind stets beide Perspektiven in einem Kreis vertreten.
Dazu erfährst du mehr in unserem Blogbeitrag Soziokratie Basisprinzipien: Doppelte Kopplung“.
Offene Wahl
Offene Wahlen ermöglichen die Entscheidung darüber, welche Menschen für welche Rollen und Aufgaben am besten geeignet sind. Alle Kreismitglieder dürfen nacheinander einen offenen Vorschlag machen und diesen mit positiven Argumenten begründen. In einer zweiten Runde haben die Mitglieder die Möglichkeit, ihre Meinung nochmal zu ändern. Danach wird die Person zum Konsent gestellt, für die die besten Argumente genannt wurden. Im Gegensatz zu geheimen Wahlen wird so das Wissen aller Kreismitglieder genutzt und kann für die Entscheidung der Rollenbesetzung berücksichtigt werden.
Dazu erfährst du mehr in unserem Blogbeitrag Soziokratie Basisprinzipien: Offene Wahl
Erfahren Sie mehr über die Wirkung der Soziokratie in Organisationen oder darüber, wie die soziokratische Kreismethode in Organisationen eingeführt werden kann.
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