18.07.2025
So entstand die Agile Toolbox: Time-to-Market als Leitprinzip der Entwicklung
Kein Tool hat gepasst - also haben wir eins gebaut. Wie Fokus auf’s Wesentliche, kurze Entscheidungswege, schnelles Prototyping und kontinuierliches Nutzerfeedback die Entwicklung digitaler Produkte beschleunigen kann - ein Bericht aus der Praxis am Beispiel der agile-toolbox.app.
Als hybride Online-Meetings zur Normalität wurden, begegneten wir in unseren Scrum-Projekten Woche für Woche dem immer gleichen Phänomen: Kein Online-Tool zur Abbildung agiler Methoden und Tools passte wirklich zu unseren Anforderungen. Die bestehenden Lösungen waren zu fehleranfällig, zu komplex, nicht mobile-fähig und zudem einfach nicht „schön“ zu benutzen.
Der Startschuss: Effizienz trifft Innovation beim viadee ShipIT-Day
Anlässlich unseres internen Innovationstags, dem ShipIT-Day, haben wir uns entschieden, selbst ein Tool zu entwickeln, das besser für uns, unsere Kolleg:innen und Kund:innen passt. Die Wahl fiel auf ein Planning-Poker-Tool. Das Vorhaben hatte einen ambitionierten, aber klar umrissenen Rahmen: ein motiviertes, cross-funktionales Team und genau einen Tag Zeit. Unter diesen Bedingungen war klar: Fokus ist der Schlüssel.
Wir konzentrierten uns auf das Wesentliche: die Kernfunktionen, die echten Mehrwert bieten. Statt sich in Details zu verlieren, lag der Fokus auf schnellen, pragmatischen Entscheidungen und einfachen Lösungen mit wahrnehmbarem Nutzen. Am Ende des Tages stand ein funktionierender, präsentierbarer Planning-Poker-Prototyp, mit dem wir frühstmöglich von unseren Kolleginnen und Kollegen, den potenziellen „Early Adopters“, Feedback einholen konnten.
Dank überzeugenden Feedbacks und eines vielversprechenden Nutzerpotenzials (nämlich alle agil arbeitenden Teams in viadee-Kundenprojekten) verfolgten wir daraufhin einen Ansatz, der schnelle Ergebnisse mit kontinuierlichem Lernen, Inspizieren und Anpassen verbindet.
Integration der Community in die gemeinsame Weiterentwicklung
Der nächste Schritt bestand darin, Strukturen zu etablieren, die es den Early Adopters leicht macht, mit uns in Kontakt zu treten, Feedback zu melden und Wünsche zu äußern. Entsprechend dem „Fail fast“-Prinzip wollten wir schnell verstehen, was die Leute mögen, was die Nutzer:innen brauchen – ohne dabei beliebig zu werden.
So entwickelten und schärften wir sukzessive unsere Produkt-Roadmap, und die Agile Toolbox wuchs über das Planning Poker hinaus. Kernfeatures wie Einfachheit, saubere fachliche Abbildung der Methoden und Datensparsamkeit blieben dabei Fixpunkte unserer Weiterentwicklung.
Es zeigte sich aber auch: nicht jede Idee funktionierte, nicht jede Rückmeldung war eindeutig. Manchmal war es schwierig, zwischen “berechtigtem” Nutzerfeedback und Feature-Wunschkonzerten zu unterscheiden – und dabei die Kernidee unter Einhaltung der begrenzt verfügbaren Zeit- und Budgetressourcen nicht aus den Augen zu verlieren.
Insider Version & persönlicher Kontakt in Slack
Ein wesentlicher Baustein unserer Time-to-Market-Strategie war unsere konsequente Community-Orientierung. So bauten und betrieben wir von Anfang an parallel die „Insider Version“ auf – ein eigener Softwarestand mit den neuesten Features im Beta-Stadium -, und flankierten diese mit einem Slack-Channel für einen dezidierten Kreis an „Power-User:innen“: so sanken die Hürden für direkten Austausch. Die kontinuierliche Interaktion mit der Community half uns, Irrwege zu erkennen, Potenziale zu identifizieren, Impulse zeitnah in die Produktstrategie zu integrieren – und damit nicht zuletzt ein Vertrauensverhältnis zu unseren User:innen aufzubauen.
Mit Offenheit und Transparenz gestalteten wir gemeinsam marktorientiert die Weiterentwicklung – so hatten wir buchstäblich einen direkten Draht zu den Nutzer:innen und schafften damit einen bewussten Gegenentwurf zu langwierigen Konzeptionsphasen und ineffektiven Anforderungskatalogen.
Nicht zuletzt half es uns, alle inhaltlichen und technischen Entscheidungskompetenzen im Team gebündelt zu haben, während die budgetverantwortliche Bereichsleitung uns in vertrauensvoller Abstimmung über Ziele und größtmöglicher Transparenz über den Fortschritt ihr volles Vertrauen aussprach. So standen wir alle gemeinsam umso selbstbewusster hinter unserem Produkt und verspürten die Identifikation als zusätzliche Motivation.
Fünf Prinzipien für eine wirksame Verkürzung der Time-to-Market
- Kernnutzen identifizieren: Erste Lösungen auf den Kern reduzieren, der wirklich benötigt wird. Nicht immer muss mindestens alles das, was mit einer bestehenden Lösung möglich ist, mit einer neuen Lösung sofort auch genauso funktionieren.
- Raum für Innovation schaffen: Innovations-Anlässe wie den „ShipIT-Day“ nutzen bzw. schaffen, um Motivation und Kreativität der Mitarbeiter:innen zu entfalten.
- Community nutzen: Kontinuierlicher, niederschwelliger Austausch mit Nutzer:innen ermöglicht wertvolles Feedback und Aufbau von Vertrauen.
- Iterativ lernen: Das „Fail fast“-Prinzip unterstützt schnelle Anpassungen und hilft, langwierige Konzeptionsphasen zu vermeiden.
- Keep it simple: Lösungen benutzerfreundlich und direkt auf die Bedürfnisse der Anwender:innen ausrichten.
Manchmal reicht ein einziger gut genutzter Tag
Die Verkürzung der Time-to-Market ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor in einem dynamischen Marktumfeld. Unternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen schneller verfügbar machen, sichern sich nicht nur einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz, sondern reagieren auch flexibler auf Kundenbedürfnisse und Marktveränderungen und stärken so die Bindung zu Nutzer:innen und Kunden.
Mutiges, ambitioniertes Prototyping ermöglicht wertvolle Erkenntnisse in Pilotprojekten oder ersten Testläufen, und unterstützt dabei, effiziente Methoden zur Verkürzung der Time-to-Market zu entdecken. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, wo bislang ungenutztes Potenzial schlummert, und – zunächst vielleicht ungewöhnlich wirkende – Ansätze auszuprobieren, um den Übergang von einer Idee zur Lösung zu beschleunigen. Manchmal reicht schon ein einziger gut genutzter Tag, um den Grundstein zu legen.
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