11.01.2024
Selbstverortung für Scrum Master:innen – Eigene Potentiale mit dem Reflexionsradar erkennen
Gezielte Selbsteinschätzung und erfolgreiche Weiterentwicklung für Scrum Master:innen - In diesem Artikel erfährst Du, wie's geht!
Wie meine Kollegin Nicole Neunhöffer in Ihrem Artikel „Scrum Master:in in Vollzeit? Ernsthaft ? Ernsthaft!“ so wunderbar herausgearbeitet hat, sind Scrum Master:innen wahre Multifunktions-Expert:innen!
Wie meine Kollegin Nicole Neunhöffer in Ihrem Artikel „Scrum Master:in in Vollzeit? Ernsthaft ? Ernsthaft!“ so wunderbar herausgearbeitet hat, sind Scrum Master:innen wahre Multifunktions-Expert:innen!
Aufgaben und Verantwortlichkeiten von Scrum Master:innen
Wir erinnern uns – Scrum Master:innen begleiten und unterstützen Ihre Scrum Teams als
- Hüter:innen des Frameworks,
- Servant Leader,
- Hindernisbeseitiger:in,
- Coach, Mentor:in und Lehrer:in,
- Animateur:in,
- Wächter:in der Werte,
- Moderator:in und
- Wegbereiter:in.
In diesem Artikel werde ich diese Aufgaben und Verantwortlichkeiten zusammenfassend als „Scrum Master:innen-Ausprägungen“ oder kurz „Ausprägungen“ bezeichnen. Im Rahmen dieser Ausprägungen helfen Scrum Master:innen Ihren Scrum Teams sich weiterzuentwickeln. Sie unterstützen ihre Teams dabei sich selbst zu reflektieren, um ihre Verbesserungspotentiale zu erkennen. Sie geben den Teams und auch den einzelnen Kolleg:innen den Raum und die Zeit einen Schritt zurückzutreten, den Blick auf sich selbst zu richten und auf Basis der dadurch gewonnenen Erkenntnisse neue Pfade zu beschreiten. Voll und Ganz im Sinne der empirischen Scrum-Säulen Transparenz, Überprüfung und Anpassung. Hört sich nach viel Arbeit an? Ist es auch. Tolle, wertvolle und erfüllende Arbeit – aber eben richtig viel Arbeit!
Leider tritt bei so viel Arbeit ein wichtiger Aspekt in den Hintergrund: Im Sinne der oben genannten Scrum-Säulen sind auch Scrum Master:innen gefordert sich selbst hinsichtlich ihrer Ausprägungen zu reflektieren und weiter zu entwickeln. Dabei stellt sich aber unweigerlich die Frage: Wo fange ich an, um an mir selbst zu arbeiten? In welchen Ausprägungen sehe ich mich schon ganz gut aufgestellt? Wo sehe ich noch akuten Verbesserungsbedarf und wo möchte ich als Erstes ansetzen, um mich (und damit auch mein Team) voranzubringen? Eine Möglichkeit wäre es, sich mit anderen Scrum Master:innen auszutauschen, vielleicht in einer sogenannten Community of Practice (CoP)? Perfekt ist es natürlich, wenn die Möglichkeit besteht seine Weiterentwicklungspotentiale mit Unterstützung eines Agilen oder Systemischen Coaches im Rahmen eines 1:1-Coachings zu erarbeiten.
Leider hat nicht jede:r die Möglichkeit sich selbst mit Hilfe anderer Scrum Master:innen oder Coaches zu reflektieren. Nicht zu vergessen, dass diese wertvolle Arbeit an und mit sich selbst Zeit benötigt und die ist bekanntlich rar („…richtig viel Arbeit!“ – erinnerst Du sich?).
Erkennest Du Dich bzw. Deine Situation wieder?
Das Reflexionsradar - Selbstverortung leicht(er) gemacht
Ein niederschwelliges Hilfsmittel für die eigene Selbstverortung ist das Reflexionsradar.
Benötigtes Material:
- ein Blatt Papier,
- einen Stift und
- ein Lineal
das war’s schon.
Als Erstes schreibst Du die Ausprägungen (s.o.) in beliebiger Reihenfolge kreisförmig auf. Wenn Du magst, kannst Du auch ein kleines Symbol zeichnen oder Du verwendest unsere Reflexionsradar-Vorlage. Als nächstes verbindest Du sternförmig die einzelnen Ausprägungen. So erhältst Du 4 Achsen, die einen Stern bilden.
Das wars schon – fertig ist die Basis für Deine Selbstreflexion.
Jetzt kommt der schwere Teil: Du verortest Deine Selbsteinschätzung pro Ausprägung auf den einzelnen Achsen, indem Du auf der betreffenden Achse eine Markierung, z.B. einen Punkt oder ein kleines Kreuz setzt. Je souveräner Du Dich in einer Ausprägung fühlst, desto weiter setzt Du die Markierung in Richtung Sternrand. Wenn Du Dich noch unsicherer in dieser Ausprägung fühlst, dann setzt Du die Markierung mehr in Richtung Sternmitte. Wichtig: sei ehrlich zu Dir selbst! Es ist in Ordnung, wenn Du Dich in einer Ausprägung noch unsicher fühlst. Wir alle befinden uns auf einen kontinuierlichen Lernpfad und das Ziel dieser Selbstreflexion soll es ja sein, Verbesserungen gezielt anzugehen!
Denke daran, dass Du bei Deiner Selbsteinschätzung im Sinne Deiner eigenen Weiterentwicklung nicht Deine aktuelle Teamsituation in den Blick nimmst, sondern die Verortung auf Basis Deiner generellen Kompetenzen machst. So hast Du einen unverstellten Blick auf Deine Fähigkeiten. Als Variante kannst Du natürlich aber auch bewusst das Kompetenz-Radar verwenden, um Dich im Rahmen Deines aktuellen Teameinsatzes zu verorten. So kannst Du Dir transparent zu machen, in welchen Aspekten Du Dein Team aktuell noch stärker unterstützen kannst und Deine Erkenntnis mit evtl. vorhandenen Schmerzpunkten im Team abgleichen.
Nachdem Du Markierungen für alle Ausprägungen gesetzt hast, verbinde nun bitte die einzelnen Markierungen mit Hilfe eines Lineals mit den links und rechts daneben liegenden Markierungspunkten. So erhältst Du eine visuelle Darstellung Diener selbst eingeschätzten Fähigkeiten – sozusagen Dein persönliches Kompetenz-Radar.
Das könnte dann so aussehen:
Betrachte nun das Ergebnis. An unserem Beispiel könnte unser:e Scrum Master:in jetzt z.B. erkennen, dass laut der eigenen Selbsteinschätzung durchaus einiges an Kompetenz in den eher operativen Rollen (bspw. Moderator:in, Animateur:in, Framework-Hüter:in und Hindernisbeseitiger:in) vorhanden ist. Weiterhin kann man in diesem Beispiel herauslesen, dass in den eher „lehrenden“ Ausprägungen (Mentor:in, Coach, Lehrer:in und Wegbereiter:in) noch das – im Verhältnis – größte Entwicklungspotential besteht. Unser:e Scrum Master:in könnte sich nun Fragen, in welchem dieser Ausprägungen in nächster Zeit eine Veränderung angestrebt und fokussiert weiterentwickelt werden soll Man könnte nun gezielt ansetzen und bspw. im Bereich der Wegbereiter:innen-Ausprägung versuchen, mehr in den Austausch mit dem eigenen Unternehmen zu treten, um Interesse und Verständnis für die Arbeitsweise der Teams zu schaffen und gleichzeitig dadurch eigene Erfahrungen sammeln. Auch ein gezieltes Lesen von Blogs, Tweets und Fachliteratur kann hier dienlich sein, wie auch das Besuchen von Konferenzen und Seminaren, die das Thema der Organisationsentwicklung als Schwerpunkt haben. Gerade auch hier in unserem Blog kannst Du bestimmt viele Tipps und Themen finden, die Dich voranbringen können (siehe Leseempfehlungen unten).
Das Scrum Master:innen Reflexionsradar bietet eine alltagstaugliche und niederschwellige Methode zur Selbsteinschätzung und kann einen Impuls für die eigene Aus- und Weiterbildung bieten. Ist es die allumfängliche Lösung für eine immer exakt verortete persönliche Zustandsbeschreibung? Natürlich nicht, genauso wenig wie die Agilität alle Probleme unseres Arbeitsalltags lösen kann. Das Reflexionsradar gibt uns aber die Möglichkeit, durch die Herstellung von Transparenz über unsere derzeitige Situation, uns selbst zu überprüfen und somit den ersten Schritt zur kontinuierlich und schrittweise Verbesserung zu gehen – genau wie die Agilität an sich.
Meine Lese-Empfehlungen für Scrum Master:innen
Als kleine Serviceleistung habe ich Dir einige meiner Meinung nach sehr wertvolle Blog-Einträge zusammengestellt:
- Value Party: Mit Werten die Zusammenarbeit im Team gestalten
- Lean Coffee: Zeit für ein gutes Gespräch
- Maßnahmen, die verändern (und den Wirkungsgrad von Retrospektiven erhöhen)
- Entscheidungspoker: Wie viel Entscheidungsfreiheit darf es sein?
Autor:Innen
Impulse & Erfahrungsberichte aus unseren Projekten
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